Trainingsinhalte
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Die folgende Grundstruktur beschreibt die Trainingsinhalte des Okinawa Goju-Ryu Karate-Do; einzelne Trainingsstunden können davon abweichen.
Junbi Undo - Aufwärmen oder Junbi Undo
Das Aufwärmen besteht aus einer Reihe von Übungen, die zur körperlichen und mentalen Vorbereitung auf das Training dienen. Dabei kommen Atemübungen, Stretching, Krafttraining, Entspannungsübungen etc. zur Anwendung.
Zum Teil besteht dieser Trainingsabschnitt aus traditionellen vorbereitenden Übungen (Junbi Undo), in denen Muskeln, Bänder und Sehnen erwärmt, gedehnt und gekräftigt werden. Charakteristisch für diese Übungen ist die Koordination mit der Atmung und Konzentration. Daneben sind auch die aktuellen Erkenntnisse aus der Sportphysiologie und Trainingslehre ein wichtiger Bestandteil für das Training.
Hojo Undo - Traditionelles Krafttraining oder Hojo Undo
Wörtlich übersetzt heißt "hojo" Unterstützung. Das traditionelle Hojo Undo ist eine Form des Krafttrainings, bei der die Bewegungen sehr nah an den Karatetechniken und dem Training angelehnt sind. Spezielle Trainingshilfsmittel, die im Laufe der Karategeschichte entwickelt wurden und deren Wert unbestritten ist, kommen hier zur Anwendung. Diese traditionellen Trainingshilfsmittel bestehen aus natürlichen Materialien wie Holz, Eisen und Steinen, die dem Hojo Undo einen unverwechselbaren Charakter verleihen, der als "sabi" und "wabi" oder Natürlichkeit und Einfachheit bekannt ist. Hojo Undo ist ein wesentlicher Bestandteil des Okinawa Goju- Ryu Karate- Basistrainings.
Das Hojo Undo fördert die Entwicklung von Kraft, Ausdauer, Schlagkraft und Körpergefühl. Neben den erwähnten traditionellen Hilfsmitteln kommt auch das s.g. Makiwara (Schlagpfosten.) zum Einsatz.
Kihon - Grundtechniken oder Kihon
In diesem Teil des Trainings werden Fausttechniken, Abwehren, Schlagtechniken, Tritte etc. geübt. Dies geschieht wahlweise in Einzelübungen oder zusammen mit einem Trainingspartner. Zuerst erlernt man die formalen Grundtechniken (Kihon), um die Basisqualitäten wie einen festen Stand, schnelle Beinarbeit, Koordination von Bewegung und Atmung, Erdung, Wechsel zwischen Spannung und Entspannung, Konzentration etc. zu festigen. Später erlernt man die Anwendung von Kihon für Selbstverteidigungssituationen und Sparring (Iri Kumi Kihon).
Kata - Soloformen oder Kata
Die Kata stellen das Herzstück des Karate dar. In ihnen ist das komplette System des jeweiligen Karate- Stils „verschlüsselt“. Einfach gesehen ist eine Kata eine Reihe von aufeinanderfolgenden Grundtechniken in einer festgelegten Form. Sie ist so systematisiert, als würde man sich gegen mehrere Angreifer verteidigen. Kata-Training ist eine Form des Übens, in der die Basisqualitäten von Kampfbewegungen und -techniken in einer harmonischen Weise ausgeführt werden. Es erfordert ein hohes Niveau an Konzentration und Balance von den Karateschülern. Obgleich die Kata, genauso wie die Grundtechniken darauf abzielen, die essentiellen Bewegungsqualitäten zu entwickeln, sind sie gleichzeitig auch eine Art Enzyklopädie von Selbstverteidigungstechniken. Jede Bewegung in der Kata stellt in Wirklichkeit eine Sammlung verschiedener Kampftechniken und / oder -prinzipien dar, die zusammen mit einem Partner unter der Bezeichnung Bunkai Kumite trainiert werden.
Die Kata des Okinawa Goju-Ryu sind durch einen dynamischen Wechsel von vielseitigen Bewegungsqualitäten (Muchimi, Chiru Nu Chan Chan u.a.), stabilen Ständen und zirkulären Bewegungen charakterisiert.
Die Kata des Goju-Ryu
Man unterscheidet zwischen Heishu Kata ( Kata der "geschlossenen Hand"; wobei sich dies nicht auf die Hände, sondern auf das Tanden bezieht, das während der Kata fest geschlossen ist) und Kaishu Kata (Kata der "offenen Hand"; das Tanden schließt sich erst im Moment des Kontakts oder am Ende einer Muchimi- Bewegung).
Gekisai Dai Ichi | Angreifen und Zerstören Nr.1 |
Gekisai Dai Ni | Angreifen und Zerstören Nr.2 |
Saifa | Zerstörende Angriffe |
Seiyunchin | Ringen; aus dem Gleichgewicht bringen |
Shisochin | 4-Richtungskampf |
Sanseru | 36 Hände |
Sepai | 18 Hände |
Kururunfa | frei übersetzt: Ruhe vor dem Sturm |
Sesan | 13 Hände |
Suparinpei | 108 Hände |
Sanchin | 3 Gefechte |
Tensho | Kreisende Handflächen |
Kaki-e
Kaki-e ist eine Übungsform bei der die Karateka im physischen Kontakt miteinander bleiben, während sie sich gegenseitig ziehen, schieben und kontrollieren. Von hier aus werden s. g. Tuite oder Gyakute Techniken angewendet, wie z.B. Gelenkhebel, Würfe, Druckpunkt-Techniken etc.
Kumite - Kampfübungen oder Kumite
Hierunter fallen eine Vielzahl von verschiedenen Übungen mit wechselnden Angriffen und Abwehren bzw. Verteidigungen. Da gibt es einfache und komplizierte, langsame und schnelle, etc. Kombinationen.
Die Kampfübungen des Okinawa Goju-Ryu decken das ganze Spektrum des (waffenlosen) Kämpfens ab. Der Fokus ist mal auf Distanzkampfsituationen, mal auf Nahkampf und/ oder nachfolgenden Bodenkampf gerichtet. Ein wichtiger Bestandteil sind die auf der Analyse der Kata- Bewegungen für Selbstverteidigungsituationen ((Oyo) Bunkai Kumite) begründeten Kampfübungen. Zwei fortgeschrittenere Kampfübungen sind das Iri Kumi und das Kaki-e
Iri Kumi
Im Freikampf oder Iri Kumi kommen auch andere Techniken (z.B. Knie, Ellbogen etc.) zur Anwendung. Obgleich der 'Infight' typisch für das Iri Kumi ist (= Nahkampf), beinhaltet es auch Distanzkampf und Übergänge zum Bodenkampf. Iri kumi ist ebenfalls wie das Kumite ein Wettkampfsystem des Okinawa Goju-Ryu Karate.